Nachdem die Abfahrt des Schiffes zweimal verschoben wurde, ist die Ankunft der Träwwelschees für den 2. Juni um 8 Uhr geplant. Gespannt verfolgen wir das Ganze im Internet, dieses Mal scheint es zu klappen...
Am 27. Mai geht endlich unser Flieger nach New York! Unsere Freundin Martina, die bei Lufthansa arbeitet, nimmt uns mit. In New York treffen wir uns mit Björn, ihrem Mann und verbringen gemeinsam die Zeit bis zum nächsten Mittag.
Unser gemietetes Appartment ist direkt am Times Square. Wir laden unser Gepäck dort ab und fahren mit der U-Bahn zum "Ground Zero". Dort ist alles eine Baustelle und nichts lässt mehr an die beiden Türme des World Trade Centers oder den Anschlag vom 11. September erinnern. Das Wetter ist herrlich und es ist auch nicht so heiss. Aus der Ferne können wir die Freiheitsstatue sehen, selbst aus dieser Entfernung eine imposante Erscheinung.
Im TGIFriday essen wir eine Kleinigkeit (die zu Viert läppische 94 Dollar kostet!) und fahren dann mit der U-Bahn zurück zum Times Square. Erstaunlich, die Zeitverschiebung macht uns gar nichts aus...
Am nächsten Morgen genehmigen wir uns erst mal ein richtiges amerikanisches Frühstück mit Bacon, Rühreiern und Pancakes...mmmmmh, lecker...
Danach gehts zu Fuss zum Empire State Building, um wenigstens noch ein bisschen etwas vom "Big Apple" mitzunehmen, bevor wir weiterfahren.
Um 14 Uhr haben wir mit ein Ticket mit dem Greyhound Bus nach Baltimore gebucht, Martina und Björn fahren um 13 Uhr nach Boston. Wir sind bereits um 12.30 Uhr am Busbahnhof (der übrigens total cool ist: Wie eine Tiefgarage mit mehreren Etagen. Von jeder Etage fahren die verschiedensten Busse in alle Himmelsrichtungen. Die Halle ist fast wie am Flughafen mit nummerierten Gates, Läden, Gepäckaufgabe und Sitzgelegenheiten). Wir stellen uns in die Reihe und zeigen unsere Tickets. Es fährt noch ein Bus um 13 Uhr nach Baltimore, wir sind viel zu früh und sollen uns noch ein bisschen setzen, sagt uns der sehr nette Ticketkontrolleur. Nachdem alle für den 13 Uhr-Bus eingestiegen sind, winkt er uns und meint, wir können mit diesem Bus mitfahren, dann haben wir Zeit gespart. Fanden wir super! Der Bus war nur etwa ein Drittel besetzt und wir hatten eine sehr schöne, gemütliche Fahrt nach Baltimore.
Dort angekommen, haben wir uns per Taxi an den Flughafen fahren lassen, um dort ein Auto zu mieten. Für die kommende Woche konnten wir bei Susanne (eine Freundin meiner Schwester) und deren Familie in Alexandria wohnen. Das hat uns natürlich enorme Hotelkosten erspart und wir haben eine wunderschöne Woche verlebt. Am dritten Tag sind dann unsere Freunde Sabine und Markus und deren Hund Emma dazugestossen. Die drei haben ihr Wohnmobil schon Ende April verschifft und haben bereits drei Wochen auf unsere Ankunft gewartet.
Susannes Kinder Christopher und Ariana waren total verliebt in Emma. Während die beiden in der Schule waren oder sich mit dem Hund beschäftigt haben, haben wir versucht, uns auch ein bisschen nützlich zu machen: Unkraut jäten, Büsche schneiden, Tomaten hochbinden, dazwischen einkaufen und kochen.
Am Montag (2. Juni) habe ich morgens gleich beim Spediteur angerufen. Wir können die Träwwelschees bereits am Dienstag abholen, wurde mir gesagt.
Ja, jetzt hiess es Abschied nehmen von unserer "Gastfamilie". Ariana hat so geweint, weil Emma sie verlässt...
Um 08.30 Uhr haben wir uns mit Herrn Müller vor der Spedition in Baltimore am Hafen verabredet. Herr Müller ist ein Deutscher, der schon vor Jahren nach Amerika ausgewandert ist und die Autos/Wohnmobile für deren Besitzer aus dem Hafen holt (das nennt sich hier Escort-Service, ohne diesen kommt man nicht in den Hafen rein). Zusammen mit Marion, einer Lebensmitteltechnikerin aus Ulm, die alleine mit ihrem Mercedes Sprinter nach Alaska reisen wird, warten wir, bis Herr Müller unsere beiden Fahrzeuge aus dem Zoll geholt hat. Unser Wagen steht bereits um 11.30 Uhr auf dem Parkplatz, der von Marion eine Stunde später. Inzwischen sind auch Sabine und Markus mit ihrem Gustav dort eingetroffen und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur Autovermietung, wo ich ja noch unseren Pkw abgeben muss. Marion verabschieden wir auf der Interstate 97.
Jetzt noch ein bisschen Gas und Lebensmittel einkaufen und dann erst Mal einen Stellplatz für die Nacht suchen...
Da es keine Campingplätze in der Nähe gibt, übernachten wir auf einem Parkplatz im Gunpowder State Park. Früh am nächsten Morgen klopft es an unsere Tür (wir liegen natürlich noch im Bett): Der Dixi-Klo-Mann ist da, der die beiden Dixi-Klos abholen will, unser Wagen steht aber im Weg. Na super, fängt ja schon gut an...
Nach dem Frühstück geht's weiter Richtung Pennsylvania, wo wir uns ein bisschen im "Land der Amish" umsehen wollen. Unterwegs begegnen uns schon vereinzelt Anhänger dieser Gemeinschaft in der typischen Bekleidung: Die Frauen in langen Kleidern mit weissen Schürzen und weissen Hauben, die Männer mit Strohhüten beim Pflügen mit dem Pferd oder im Buggy. Erstaunlich und sehr mutig finde ich es, dass diese Menschen in einem Land wie Amerika an dieser Kultur festhalten können und wollen, ohne Strom, ohne Auto, klasse! In Strasburg finden wir einen nicht so teuren Campingplatz, wo wir unsere Träwwelschees erst einmal ordentlich einräumen/umräumen können, den Fahrradständer anbringen, usw.
In der Nacht fängt es dann an zu regnen und es regnet und regnet und hört nicht mehr auf (ein bekanntes Phänomen für alle in Deutschland Gebliebenen ;-)). Eigentlich wollten wir uns ja ein Amishes Dorf anschauen, aber bei dem Dauerregen macht das auch keinen Spass. Also fahren wir ein Stück weiter nach Lancaster, dort gibt es einen grossen Farmers Market.
Hier gibt es die unterschiedlichsten Stände: Das übliche Obst und Gemüse, Backwaren, Fleisch, Fisch, Käse, aber auch Quilts, Amishe Andenken, Hausgemachtes der Amish wie Marmeladen oder eingelegtes Gemüse, Blumen, usw. Ich fülle erst Mal unseren Vorrat an Gemüse und Obst und Eiern auf. Zwar nicht ganz billig hier, aber dafür sind es lokale Produkte.
Weiter geht die Fahrt zum Delaware State Forest, dort soll es einen kostenlosen Stellplatz für bis zu fünf Wohnmobile geben.
Der Platz stellt sich dann allerdings als "nicht vorhanden" heraus. Egal, wir suchen uns ein matschiges Plätzchen im Wald und pennen dort.
Am nächsten Morgen lässt der Regen nach. Ein paar Kilometer zurück, woher wir gekommen waren, haben wir am Abend vorher einen grossen Schotterplatz für LKW geseehn. Dorthin verkrümeln wir uns jetzt und nachdem die Sonne uns wieder lacht verbringen wir die nächsten beiden Tage/Nächte dort.
Von hier geht es weiter Richtung Osten bis Newburgh. Wir brauchen dringend noch einen Strassenatlas, einen Baumarkt und ein paar Lebensmittel. Mittlerweile regnet es wieder in Strömen und wir bleiben direkt bei der Mall stehen über Nacht.
Am nächsten Morgen lichtet sich der Himmel wieder und wir fahren noch ein Stückchen weiter zum Walmart, um unsere Lebensmittel aufzustocken. Der Home Depot (Baumarkt) ist gleich in der Nähe. Nobbi und ich machen uns zu Fuss auf den Weg dorthin, was keine leichte Aufgabe ist. Für Fussgänger ist in diesem Land nichts vorgesehen. Wir überqueren die sechsspurige Strasse in Etappen, keine Fussgängerampel, kein Gehweg, auf Rasen und über Tankstellen kämpfen wir uns durch.
Das Wetter ist mittlerweile wieder super geworden, es weht ein kräftiger Wind und die Wolken fliegen nur so über uns hinweg. Die Nacht verbringen wir gleich hier auf dem Parkplatz von Walmart.
Weiter geht es in die Catskill Mountains, wo wir im Woodland State Park übernachten wollen. Kurz vor dem Park ist ein privater Campingplatz. Ed senior verspricht uns, er macht einen guten Preis ($10 pro Auto pro Tag), es gibt weder Duschen noch Toiletten. Wir bekommen eine ganze „Etage Wiese“ für uns und sind glücklich. Als wir nach drei Tagen wieder fahren wollen, hat Ed junior jedoch beschlossen, uns $20 pro Tag abzuknöpfen. Mit allen Mitteln versuchen wir zu verhandeln, aber es nützt nichts. Etwas verärgert fahren wir doch noch auf den State Park Campingplatz, dort können wir zusammen auf einem Platz für $25 stehen und haben herrliche Duschen und saubere Toiletten.
Die Weiterfahrt führt uns vorbei an Albany, der Hauptstadt des Staates New York in die Green Mountains, Vermont. Irgendwo biegen wir auf einen Waldweg ein auf der Suche nach einem Übernachtungsplätzchen. Dort treffen wir auf Mike und Jim, die zum Spass mit Pistole und Gewehr ein bisschen im Wald herumballern. Die Männer sind natürlich Feuer und Flamme und dürfen auch mal. Nobbi ballert beim ersten Schuss mit dem Gewehr gleich den Kaffeebecher vom Baum...
Die beiden geben uns den Tipp, zum Somerset Airfield Campground zu fahren, wo wir die nächsten beiden Nächte verbringen. Wir kochen Hühnersuppe über dem Feuer, grillen und machen eine Fahrradtour an einen Stausee (der Hinweg geht immer nur bergauf...Nobbi wollte schon aufgeben), wo wir von den Moskitos mal wieder fast gefressen werden.
Nobbi und ich fahren am Samstag (22.06.2013) schon mal los nach Manchester, Vermont, einem Outletstädtchen, wo wir uns ein Moskitozelt kaufen wollen (und auch gekauft haben). Die Firma Orvis hat hier einen riesigen Outdoorladen (eigentlich sind es drei) mit dazugehöriger Schule fürs Fliegenfischen auf einem Riesengrundstück mit verschiedenen Seen zum Üben. Mit Bine und Markus haben wir uns hier für Sonntag 13 Uhr verabredet. Da es kostenlos Internet gibt und einen schönen Parkplatz, bleiben wir noch eine Nacht.
Heute geht es zum Lake Dennsion im Otter River State Park. Wir bekommen einen „Gruppenplatz“ zugeteilt mit ungefähr 3000 m² Wiese um uns rum (die haben ja auch keinen Plan, die Amis. Haben gedacht, wir passen auf keinen anderen Platz drauf, dabei hätten wir sogar zu zweit auf jeden Platz gepasst). Egal, jedenfalls hatten wir jede Menge „Spielraum“...
Nach zwei Übernachtungen und viel Ruhe wollen wir uns nun doch nach Boston wagen. Markus hat einen zentrumsnahen Home Depot gefunden, den wir anpeilen wollen. Am Anfang geht auch noch alles ganz gut. Dann jedoch ist eine Umleitung für Fahrzeuge, die höher als 11 feet sind (also wir) und die Umleitung ist irgendwie nicht ausgeschildert. Wahnsinnsverkehr, mitten durch die Stadt und das mit zwei Fahrzeugen! Irgendwann verlieren wir uns dann auch, aber dank Navi finden wir irgendwie beide fast zur gleichen Zeit den Parkplatz.
Mit dem Bus fahren wir in die Stadt, die für amerikanische Verhältnisse eher klein und übersichtlich ist, aber schön. Beim Bummel durch das North End zum Hafen und zurück durch den Financial District bekommt man wenigstens einen kleinen Eindruck. Nobbi hätte ja gerne eine Tour mit den „Boston Ducks“ gemacht, das sind Amphibienfahrzeuge für Stadtrundfahrten inklusive Charles River. Für unseren Geldbeutel aber leider nicht erschwinglich...
Weiterfahrt über das Cape Ann, einer Halbinsel nördlich von Boston, zum Parker River National Wildlife Refuge, Massachusetts, einer Insel mit Dünen und Sandstrand auf der einen Seite und Salzmarschen auf der anderen, ein Paradies für Vogelkundler.
In Freeport müssen wir unbedingt L. L. Bean besichtigen, ein Wahnsinns-Riesen-Outdoorladen, der bekannt wurde durch seine Schuhe: Der untere Teil aus Gummi und der obere Teil aus Leder.
Abends bekommen wir Besuch von Mauricio und Julia, die in der Nähe wohnen und unsere Fahrzuege gesehen haben. Mauricio dreht Unterwasserfilme, unter anderem für National Geographic. Die beiden haben uns einen Supertipp für einen Stellplatz im Wald im Norden Maines gegeben, völlig einsam mit jede Menge Wasserfällen.
Später kommen dann auch noch zwei Polizisten vorbei. Die beiden sind total nett, machen jede Menge Fotos unsere Fahrzeuge und zeigen uns dann voller Stolz auch ihre Fahrzeuge: Unterteil ist die alte E-Klasse Mercedes, Oberteil Chrysler, 375 PS!!! mit Rammschutz, eingebautem Laptop, Kamera für vorne und hinten, Radar für vorne und hinten und jede Menge Schnickschnack. Habe übrigens mal gefragt, wieviel Gewicht so ein Polizist so an sich hängen hat (muss frau ja schliesslich wissen oder?): 15 kg mit kugelsicherer Weste, jede Menge Munition, Knarre, Handschellen, Taschenlampe, und was weiss ich noch alles.
Von hier aus geht unsere Fahrt immer an der Küste entlang zum Acadia Nationalpark. Unterwegs halten wir an einem der berühmten „Lobster Shacks“ an, um ein „Lobster Roll“ zu probieren. Es schmeckt göttlich, allerdings ist die Portion sehr übersichtlich, der Preis jedoch auch!
Für $20 Dollar dürfen wir am nächsten Morgen mit Fahrzeug in den Acadia Nationalpark einfahren. Es gibt einen Einbahnstrassen-Rundweg mit Aussichtspunkten, den wir erst mal abfahren wollen. Was wir allerdings erst später sehen und auch keiner gesagt hat: Unterwegs gibt es mehrere Brücken, die für unsere Gefährte zu niedrig sind. Wir müssen zwischendurch auf eine andere Route wechseln. Natürlich verpassen wir die Abzweigung, wie könnte es auch anders sein. Bis wir es dann merken, sind wir schon ca. 500 m weitergefahren (auf der Einbahnstrasse, die aber zum Glück zweispurig ist). Sabine und ich steigen kurzerhand aus, laufen voraus und sperren die rechte Spur mal ab. Die Männer fahren derweil rückwärts bis zur Abzweigung und weiter geht’s.
Der Park an sich ist sehr schön. Es ist der einzige Nationalpark in New England und ist bekannt für seine zerklüftete Felsküste und raue Landschaft mit Bergen und Seen. Leider hat es enorm viele Besucher (er gehört zu den zehn meistbesuchten Parks Nordamerikas) und die Parkplätze sind alle belegt, sodass wir nirgendwo mal aussteigen und uns ein bisschen umschauen können. Schade...
Von der Küste aus geht es weiter nach Nordwesten, nach Greenville. Von einem Einheimischen haben wir einen Tipp für einen tollen einsamen Stellplatz bekommen, Gulf Hagas, wo man sich an einem Checkpoint anmelden muss und dann am Rande von Wasserfällen wild campen kann und nur über eine Privat-Schotterstrasse zu erreichen ist. Das Ganze entpuppt sich aber als ganz schöner Reinfall: Die Schotterstrasse ist schon mal vielversprechend, den Checkpoint finden wir auch. Was uns keiner gesagt hat ist allerdings, dass Nichtbürger der USA $12 pro Person für die Durchfahrt bzw. Eintritt für den Wanderweg bezahlen müssen sowie $10 pro Person und Nacht für einen Stellplatz (ohne jegliche Versorgung). Das wären $44 pro Paar und Nacht, das ist uns dann doch ein bisschen zu teuer. Wir drehen um und folgen dem Tipp einer Frau, die Markus am Morgen beim Spaziergang mit Emma getroffen hat. Unterwegs kreuzen wir den Apalachian-Trail, der an dieser Stelle einen Fluss überquert. Dort treffen wir auf ein junges Pärchen, das bereits 250 Meilen des 2000 Meilen langen Trails hinter sich hat.
Die Weiterfahrt entpuppt sich dann allerdings auch als Null-Nummer: Zuerst liegt ein Baum quer über dem Weg, was mit Axt, Säge und Bergegurt noch kein Problem darstellt. Nun wird der Weg immer schmaler, dann müssen wir einen Fluss durchqueren. Markus fährt vor, Nobbi geht anschliessend ein Stück zu Fuss weiter. Der Weg endet in einer sumpfigen Morastwiese, wir müssen umkehren. Irgendwo auf einer Lichtung eines gerodeten Waldstückes finden wir aber doch noch ein recht nettes Plätzchen, an dem wir zwei Nächte verbringen. In der zweiten Nacht gegen 01.30 Uhr höre ich plötzlich Hufgetrappel. Ein Elch! Es ist stockdunkel draussen. Wir haben unsere Fahrzeuge voreinander gestellt, Markus steht vorne. Der Elch bleibt bei Markus Steyr kurz stehen, dann läuft er weiter zu unserer Träwwelschees und bleibt – ca. zwei bis drei Meter entfernt - wieder stehen. Von meinem Schlafzimmerfenster kann ich ihn schnaufen hören und das „Wusch-Wusch“ seines enormen Gewichtes beim Gehen. Leider kann ich nur die Umrisse dieses gewaltigen Tieres sehen aber es ist ein so faszinierendes Erlebnis, dass es gar keine Rolle spielt, ob ich ihn sehen kann oder nicht. Dann trippelt er weiter und verschwindet im Wald, ich höre nur noch die Äste krachen. Am nächsten Morgen finden wir seine ca. 15 cm grossen Hufspuren auf dem Weg, Wahnsinn!
Wir fahren zurück nach Greenville und informieren uns dort im Internet über den Baxter State Park, den wir eigentlich besuchen wollten. Es stellt sich jedoch heraus, dass wir dort nicht hineinfahren dürfen, weil wir erstens zu hoch sind (erlaubt sind nur Fahrzeuge bis 9 Füsse, wir sind knapp 12) und zweitens Hunde nicht erlaubt sind. Doch wie es der Zufall will – wir bekommen wieder einen Tipp von einem Einheimischen...(mittlerweile sind wir allerdings etwas vorsichtiger geworden). Es geht wieder über Schotterstrasse bis zu einem See. Dort soll es einen kostenlosen Campingplatz direkt am See geben, an dem kaum Menschen wären. Bis auf die Menschen hat es dieses Mal gestimmt. Es gibt hier zwei Plätze, der eine ist bereits voll, der andere hat noch Kapazitäten, ist aber ziemlich voll und laut. Da gestern der grosse Nationalfeiertag (4. Juli) war und alle ein langes Wochenende haben, sind wir allerdings froh, überhaupt ein schönes Plätzchen zu finden. Im Laufe des Samtags fahren die Ersten schon wieder nach Hause und wir können uns auf einen supertollen Platz direkt am Seeufer umstellen. Am Sonntag dann wird es ziemlich leer und ruhig und wir geniessen die Ruhe beim Schwimmen, Gulasch vom Lagerfeuer und selbstgemachten Nudeln. Ein Blutegel an meinem Fuss nach einem ausgedehnten Spaziergang am Rande des Sees hat die Romantik allerdings kurzfristig gestört...
Wir sind im Land der Elche und gehen hier nicht weg, bis wir einen bei Tageslicht gesehen haben. Obwohl wir schon zweimal früh aufgestanden sind und uns in die Moskitohölle begeben haben, ist uns noch keiner begegnet. Zur Abwechslung versuchen wir es jetzt mal am Abend. Unser Camping-Host Paul erzählt uns, dass in dem kleinen See nicht weit vom Campingplatz ein Elchbulle jeden Abend sein Bad nimmt. Ganz aufgeregt frage ich ihn, ob denn jetzt die richtige Uhrzeit wäre (es ist kurz nach 20 Uhr). Er zuckt die Achseln: Was ist schon die richtige Uhrzeit für einen Elch...?
Gespannt traben wir los, gut verpackt in lange Hosen, Fleecejacke und Hut. Wir kommen zum See und tatsächlich, dort steht er, ein wunderschöner Elchbulle beim abendlichen Bad, fantastisch! Natürlich hat er uns sofort bemerkt, wir haben uns ja auch nicht gerade - wie einst Winnetou - angeschlichen. Aber er bleibt stehen und beobachtet uns und wir bleiben stehen und beobachten ihn. Ein wirklich tolles Erlebnis. Ein Elchbulle kann übrigens bis zu 3 m lang, bis zu 2,30 m hoch (Schulterhöhe) und bis zu 800 kg (!) schwer werden. Das Geweih kann eine Spannweite bis zu 2 m erreichen und wird jedes Jahr im Januar/Feburar abgeworfen. Danach wächst es wieder neu. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 8 bis 10 Jahre, selten bis zu 16 Jahren. Ihr grösster Feind ist der Wolf sowie der Braunbär, in Nordamerika auch Schwarzbär und Puma. Die Elchkuh bringt nach 35 bis 38 Wochen Tragezeit meistens ein, manchmal auch zwei Kälber zur Welt, die ca. ein Jahr lang gesäugt werden.
Am nächsten Morgen machen wir uns wieder auf den Weg in die Zivilisation, das Wasser und die Lebensmittel (vor allen Dingen das Bier) müssen aufgestockt werden. Sabine und Markus bleiben noch ein paar Tage am See. Auf dem Weg nach Millinocket begegnen uns doch tatsächlich noch eine Elchkuh mit Kalb, leider nur aus der Ferne aber mit Fernglas wunderbar zu beobachten.
In Millinocket waschen wir erst mal den zentimeterdicken Staub vom Auto. Die Fahrräder sind farblich kaum mehr von der Träwwelschees zu unterscheiden. Dann noch die Wäsche waschen im Waschsalon und weiter geht’s Richtung Kanada.
In Houlton, kurz vor der kanadischen Grenze, machen wir Halt. Zwei Tage lang Powerinternetten. Die Homepage muss wieder auf Stand gebracht, Info's zur Weiterfahrt gesucht und Emails beantwortet werden. Übernachtung mal wieder bei Walmart unter einem Lindenbaum...
Am Weiterreisemorgen füllen wir nochmal alles unsere Tanks mit günstigem Ami-Diesel (in Kanada sind die Preise wie bei uns) an einem Truckstop. Nobbi war gestern schon mal dort und hat Duschen entdeckt. Ich frage nach, ob wir die benutzen können. Ich bekomme zur Antwort: Wenn wir getankt haben, dürfen wir auch duschen. Super, die Tanks sind bereits voll und wir holen nur noch schnell unsere Duschsachen und Handtücher. Jeder bekommt sein eigenes Bad und wenn ich Bad sage, dann meine ich das auch: Der Raum ist so gross wie unsere Wohnkabine mit einer Sitzbank, Waschbecken, Spiegel, Toilette, grosser Dusche, 2 Handtüchern, einem Waschlappen und sogar einem Fön. Und das alles noch richtig sauber, der absolute Wahnsinn! Ok, die Handtücher hätte jetzt vielleicht nicht jeder genommen, vor allen Dingen wenn frau weiss, wie die Waschmaschinen hier waschen. Aber mir war das egal, im Hotel weiss frau's ja auch nicht.
Frisch gewaschen geht’s endlich weiter Richtung Grenze. Der Grenzbeamte ist sehr nett und nimmt gleich mal unsere Pässe an sich, dann stellt er die üblichen Fragen (warum, wieso, wie lange, wann das letzte Mal). Nobbi fragt ihn, ob er in die Kabine schauen will, was er natürlich bejaht, aber in einen Schrank schaut er ja auch nicht rein geschweige denn in den Kühlschrank. Dann nimmt er die Pässe mit (muss noch ein Paar Checks darüberlaufen lassen) und weist uns einen Parkplatz zu. Wir schlendern zum Gebäude und warten drinnen. Ein paar Minuten später kommt er wieder und fragt mich, ob ich 2000, als ich das letzte Mal in Kanada war, noch meinen Mädchennamen gehabt habe. Ich bejahe und zeige ihm den Namen im Pass. Er verschwindet wieder und kommt kurz darauf wieder, er hat mich gefunden! Mit mehr wollte er trotz Nachfragens nicht rausrücken. Um 11 Uhr reisen wir in New Brunswick, Kanada ein.