Tag 19

Heute ist ausnahmsweise Nobbi früh auf den Beinen. Wir wollen losfahren, bevor alle Anderen auf die gleiche Idee kommen oder wir womöglich doch noch die Stellplatz-gebühr bezahlen müssen. Um 7:15 Uhr sind wir abfahrbereit und im leichten Nebel ziehen wir von dannen. Wir nehmen Abschied vom Meer,und fahren landeinwärts Richtung Heimat.

 

Da wir sowieso an Paris vorbei müssen, möchte Nobbi gerne das Schloss Versailles besuchen. Laut ADAC-Karte befindet sich das Schloss ausserhalb von Versailles. Also fahren wir an der Ausfahrt vorbei und warten auf irgendein Hinweisschild, was aber nicht kommt. Mittlerweile sind wir auf einem der vielen Ringe um Paris mit regem Verkehr bzw. Stau (wer hätt's gedacht...). An Umdrehen oder sonstige Experimente ist nicht zu denken. Ausserdem pfeift unsere Träwwelschees ab und zu ganz bedenklich. Ich mache den Vorschlag, bis zum Eurodisney zu fahren, dort gibt es laut Stellplatzführer an einer Tankstelle 5 Stellplätze für Wohnmobile. Von dort aus können wir sicher mit dem Zug oder der Metro nach Versailles fahren.

 

Nach einer Stunde bei brütender Hitze im Stop-and-Go erreichen wir endlich die Tankstelle. Das Auto pfeift immer mehr, Nobbi ist sich nicht sicher ob es der Keilriemen oder die Lenkung ist. Die Tanke ist von zwei Seiten anzufahren und hat auch auf beiden Seiten Zapfsäulen. Die Stellplätze sind auf der anderen Seite des Gebäudes, wir finden jedoch die Durchfahrt nicht auf Anhieb. Also drehen wir noch eine Runde um die Zapfsäulen und da passiert es dann: es pfeift ganz schrecklich, die Lenkung geht kaum noch und wir schaffen es gerade noch auf einen Pkw-Parkplatz neben dem Tankstellengebäude.

 

Zuerst müssen wir das Fahrerhaus ausräumen, um es dann kippen zu können. Endlich gekippt, erkennt selbst ein Laie wie ich den Schaden ohne Brille: ein Keilriemen hängt gerissen in der Gegend herum. OK, kein Problem, ein eindeutiger Fall für den ADAC. Ich rufe die Notfallnummer an und lasse mich mit dem ADAC-Büro in Lyon verbinden. Dort habe ich eine nette Dame an der Strippe, die mich mit endlosen Fragen löchert und zum Schluss doch noch einmal anrufen muss, weil sie die Hälfte vergessen hat. Sie schaut was sie machen kann, wahrscheinlich schickt sie einen Abschleppwagen. Mittlerweile ist es 17:30 Uhr geworden.

 

Der Abschleppwagen kommt ca. 1/2 Stunde später, bereits mit einem Pkw beladen. Der Fahrer schlägt die Hände über dem Kopf zusammen als er unsere Träwwelschees sieht. Den kann er nicht abschleppen, sagt er, der hat viel zu grosse Reifen. Ach nee...ganz ein intelligentes Bürschchen, auf die Idee wären wir nie gekommen...

 

Er macht ein Foto von den Reifen als Beweis, sagt, daß für ihn die Sache somit erledigt ist und macht sich vom Acker. Gleich darauf ruft ein Herr vom ADAC an. Er will mir die Telefonnummer einer Firma geben, die spezialisiert ist auf das Abschleppen von LKWs. Ich sage ihm, dass wir nicht abgeschleppt werden wollen, sondern einfach nur einen neuen Keilriemen brauchen. „Es ist Freitag Nachmittag (es war kurz nach 18Uhr) und morgen ist Samstag, da werden wir kein Glück haben“, meint er. Langsam werde ich sauer. Ich sage ihm, daß wir in Paris sind (falls er's vergessen haben sollte...) und daß es doch wohl möglich sein wird, in einer so grossen Stadt am Wochenende einen Keilriemen zu besorgen. „Er gibt es an die Technik weiter, die melden sich morgen früh“, erwidert er hörbar genervt.

 

Nobbi ist jetzt auch angepisst und braucht ein kaltes Bierchen. Immerhin ist es mindestens 37° C heiß. Was wir allerdings nicht gewusst haben: in Frankreich darf zwischen 18 und 8 Uhr kein Alkohol verkauft werden...und es ist jetzt 18:15 Uhr...

 

Bei der ganzen ADAC-Aktion haben wir beide irgendwie ein ganz schlechtes Gefühl (was sich im Nachhinein ja auch bestätigt hat) und Nobbi macht den Vorschlag, bei Mercedes in Kaiserslautern anzurufen. Mittlerweile ist es schon nach 19 Uhr, aber vielleicht weist der Anrufbeantworter auf eine Notrufnummer hin. Gesagt, getan und man wird es mir nicht glauben – die Nummer in der im Vergleich winzigen Stadt Kaiserslautern ist sogar noch persönlich besetzt! Der sehr nette Herr gibt mir die Mercedes Notrufnummer und Nobbi ruft gleich an und schildert die Misere.

 

Der Herr muss sich auch erst kundig machen und ruft zurück, was er auch umgehend tut. Es gibt zwei Möglichkeiten: Keilriemen per Express bis morgen früh (kostet zwischen 150 und 200 Euro) oder Keilriemen normal bis Montag Nachmittag.

 

Die Express-Variante erscheint uns doch etwas überteuert und so entscheiden wir uns für die normale Variante. Irgendwie werden wir die Zeit bis Montag schon überbrücken.

 

An der Tanke erkundige ich mich nach der nächsten Metrostation. „Am TGV-Bahn-hof“ , bekomme ich zur Antwort. „Und wo ist der?“ frage ich, „Dort“, sagt er und zeigt mit dem Finger schräg nach links vorne. „Vielen Dank für die freundliche und präzise Auskunft, Du Idiot“, möchte ich sagen aber wir sind ja noch bis Montag auf den Platz und die Menschen hier an der Tanke angewiesen...

 

Wir machen uns zu Fuss auf den Weg. Gleich ums Eck ist der Eingang zum Hotel „Santa Fe“, eines der Hotels des Eurodisney. Im Häuschen an der Schranke sitzt ein Schwarzer in Uniform. Den frage ich gleich nochmal nach dem Weg. Er schaut mich an wie eine Kuh wenn's blitzt. „Zu Fuß ?“, fragt er. „Was sonst“, denke ich, „zusammen-klappbare Autos für die Hosentasche gibt’s noch nicht“.

 

Er überlegt, wie er uns den Weg erklären kann. Dann scheint er eine Idee zu haben: „Geradeaus durch das Hotel Santa Fe, dann weiter geradeaus durch das Hotel Cheyenne und dann rechts“.

Alles klar, los geht’s. Man fühlt sich sofort ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten versetzt: die Angestellten rennen in Kostümen durch die Gegend, die Häuserfronten sind nachgebaute Westernstädte, alles nur Show aber klasse! Unzählige Kinder rennen durch die Gegend, es scheint alles fest in spanischer Hand zu sein.

 

Wir laufen durch beide Hotels, den Bahnhof finden wir jedoch nicht. Ich frage an der Information vom Hotel Cheyenne nochmal nach. Der nette Herr sagt mir, dass der kostenlose Shuttlebus vor dem Hotel alle 10 Minuten von 8 bis 22 Uhr zum Eingang des Parks bzw. zum TGV-Bahnhof fährt. Natürlich habe ich nicht erwähnt, dass wir keine Hotelgäste sind. Den Busfahrer wird das nicht interessieren, wir probieren das morgen aus.

 

Zurück im Wohnmobil legen wir uns hin und versuchen ein bisschen zu schlafen. Aber an Schlaf ist nicht zu denken: es scheint, als hätten sich alle Pariser abgesprochen, sich immer in Zehnergruppen hier zu treffen. Wer keine Ahnung hat, wie man sich des nachts an einer Tanke verhält, hier eine kleine Anleitung. Und so geht's: hinfahren, mindestens 6 x hupen, Auto laufen lassen, Musik lauter stellen, die Freundin tanken oder einkaufen schicken, mindestens 6 x hupen, ein paar Mal im Kreis fahren, dabei laut zum Fenster hinausplärren, nochmal hupen und dann wegfahren.

Und das bis morgens um 4 Uhr! Dann kommen die Taxifahrer, die nix mehr zu tun haben und schlagen sich den Rest der Nacht gemeinsam um die Ohren. Allerdings sind die nicht mehr so laut und ich schlafe endlich ein. Nobbi sieht das nicht so eng und ist relativ bald im Reich der Träume.

 

Tag 20

Um 7 Uhr sind wir beide bereits wieder munter. Wie ruhig es jetzt hier ist, kein Mensch weit und breit zu sehen (und das ist bis ca. 10 Uhr so!). Nobbi holt uns ein Baguette und wir frühstücken in Ruhe. Dann muss ich endlich mein Tagebuch auf Stand bringen (bin 4 Tage im Verzug) und mein Römerchen widmet sich der schmutzigen Frontscheibe und allerlei sonstigen Arbeiten rund ums Auto.

 

Mein Handy klingelt und die Dame vom ADAC ist an der Strippe. Sie haben mehrere Werkstätten kontaktiert und keine kann einen Keilriemen für uns besorgen. Wir müssen uns mit Mercedes in Verbindung setzen, sie kann uns jetzt nicht mehr weiterhelfen (wäre ich Chef beim ADAC, wäre das – für diese Aussage - ihr letzter Arbeitstag gewesen). Wenigstens die Telefonnummer von Mercedes gibt sie mir noch, die wir aber eh schon hatten. Zum Glück haben wir gestern Abend bereits Kontakt aufgenommen...

 

Am späteren Nachmittag machen wir uns auf ins Hotel Santa Fe und nehmen dort den Shuttlebus zum Parkeingang bzw. TGV-Bahnhof. Die Züge nach Paris fahren alle Viertelstunde zu einem annehmbaren Preis. Wir schlendern noch eine Weile durch Disney Village (kostenfrei) und wundern uns immer wieder, wie sich Familien mit Kindern einen Aufenthalt hier leisten können. Die Läden sind vollgestopft mit Spielzeug, Kleidern und sonstigem unnötigen Kram zu horrenden Preisen. Auch die Restaurants laden nicht zum Verweilen ein, hier kostet ein Bier (0,5 l) zwischen 6,60 und 6,95 Euro (ok, unser Massstab ist halt Bier...). Hier auch noch ein anderes Beispiel: im Steakhaus kostet ein Filetsteak mit Beilagen und Salat 34,10 Euro. Das muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen!

 

Zurück an der Träwwelschees kochen wir uns bei 33,6° C ein Tabouleh mit Paprika und Hähnchenbrust und geniessen das nicht ganz so teure Bier der Tanke (das haben wir bereits heute Morgen um 9 Uhr gekauft, für alle Fälle...). Morgen früh wollen wir mit dem Zug nach Paris fahren.

 

Tag 21

Die Nacht verläuft ähnlich wie die Letzte, ab 23 Uhr geht es wieder rund. Vom „Schlafzimmerfenster“ habe ich direkten Blick auf das Geschehen und meistens sitze ich im Bett und betrachte mir die Leute. Faszinierend, was Menschen nachts zwischen 0 und 2 Uhr so alles kaufen: eine Schachtel Zigaretten, eine Packung Kekse, eine Flasche Cola oder eine Tüte Chips. Ständig stehen mindestens 10 Leute in der Schlange. Einer fährt sogar im Taxi vor und muss sich für eine Schachtel Zigaretten ewig anstellen während das Taxameter läuft und läuft...

 

Gegen 8:30 Uhr krabbeln wir dennoch aus den Federn, frühstücken und los geht’s nach Paris! Mit dem Shuttlebus fahren wir wieder zum Bahnhof, kaufen uns eine „Paris Visite“ Karte für einen Tag (damit können wir Züge, Busse, Metro benutzen so oft wir wollen) und fahren mit dem Zug in die Stadtmitte.

 

Unser erstes Ziel ist Notre Dame. Es ist brütend heiß und wer Paris kennt weiss: egal wohin man geht, der Weg ist lang...

Menschenmassen stehen in Schlange, um in die schöne Kathedrale hineinzugelangen. Wir gehen zum Ausgang und schieben uns dort entgegen der Massen hinein und landen direkt am Souvenirstand, wo sich die Japaner und andere Touristen in 3er-Reihen um Rosenkränze, Kreuzanhänger und sonstigen Kitsch drängen.

Erst später fällt uns auf, daß gerade eine Messe stattfindet. In der Mitte der Kirche wird die Messe gehalten und aussen herum latschen die Touris mit ihren Kameras und knipsen was das Zeug hält. Unglaublich!

 

Die nächste Station ist der Eiffelturm, bequem und ohne stundenlange Fussmärsche mit der Metro zu erreichen. Obwohl wir beide schon mehrmals in Paris waren, beeindruckt uns dieses Bauwerk doch immer wieder. Sofort sind wir umringt von Strassenhändlern, die uns Eiffeltürme in allen Größen und Farben, aus Glas oder Metall, beleuchtet oder nicht, aufschwatzen wollen. Ausserdem erfreuen sich zur Zeit nachgemachte Halstücher wie z. B. von Gucci, Louis Vuitton oder anderen Modeschöpfern grösster Beliebtheit.

 

Die Besucherströme an den Liften zu den Aussichtsplattformen sind auch hier immens. Die Preise sind im Rahmen, zur dritten Plattform 13,50 Euro pro Person. Wir verzichten jedoch darauf und setzen uns lieber auf eine Parkbank zu einem Akkordeonspieler und geniessen unser mitgebrachtes Sandwich zu den Klängen von „Kalinka“.

 

Weiter geht es mit der Metro zum Triumphbogen. Die Haltestelle ist super, man steigt aus der Tiefe auf und steht direkt vor dem imposanten Bauwerk, nur durch die Strasse getrennt. Durch eine Unterführung gelangen wir unter den mindestens 6 Fahrspuren des Kreisels hindurch. Den Triumphbogen selbst kann man über 294 Stufen und der Überwindung von 50 Höhenmetern selbst erklimmen, und das für stattliche 9 Euro. Wucher!

 

Der Schweiss läuft uns in Strömen den Körper hinab. Wir haben nur eine grosse Wasserflasche mitgenommen, schliesslich sind wir ja nicht in der Wüste und Wasser gibt es hier an jeder Ecke. Unsere Flasche ist natürlich schon lange leer und wir bummeln die Champs Elysées hinab auf der Suche nach etwas Flüssigem. Überall am Strassenrand stehen Schwarze und Inder mit Putzeimern, gefüllt mit Eiswasser und kleinen Flaschen Wasser bzw. Coladosen für einen Euro. Nobbi traut den Typen nicht und will nichts aus Plastikflaschen kaufen. „Wer weiss, was die da hineingetan haben“, meint er. Ich habe kein Problem damit, alle Leute kaufen das Wasser. Aber aus Solidarität verzichte ich eben auch. Bei McDonalds holen wir uns einen geeisten Café Caramel und ein Stückchen weiter an einem Kiosk zwei kleine Wasser und eine Dose Cola für 6 Euro!

 

Mittlerweile ist es 15:30 Uhr, wir sind müde und total verschwitzt. Zum Wohnmobil zurückzufahren und den Rest des Nachmittags bzw. Abends dort zu verbringen haben wir nicht wirklich Lust. Also machen wir uns kurzerhand mit Metro und Zug auf den Weg nach Versailles.

 

Vom Bahnhof sind es nur ca. 10 Minuten Fussmarsch bis zum Schloss. Die Menschenmassen hier sind noch grösser als in Paris und der Planet sticht unbarmherzig. Ohne Führung kann man das Innere des Schlosses nicht besichtigen, aber dazu haben wir keine Lust mehr. Die Gärten sowie das Retrait von Marie Antoinette kann man für 8 Euro pro Person auf eigene Faust erkunden. Die Dame an der Kasse sagt mir, dass der Eintritt in 20 Minuten frei wäre, wenn wir noch so lange warten wollen. Natürlich warten wir und gönnen uns in der Caféteria eine kleines Fläschen Wasser für stolze 2,60 Euro.

 

Die barocken Gärten von Versailles sind geometrisch ausgerichtet. Ornamentartig angelegte Blumenbeete werden eingefasst von gestutzten Buchsbaumhecken. Kunstvoll gestaltete Brunnen und Wasserspiele und zahlreiche Standbilder von Figuren der griechischen Mythologie aus Marmor, Stein und Bronze. Die Wasserspiele sind natürlich bereits ausgeschaltet, wer keinen Eintritt bezahlt bekommt diese auch nicht zu sehen. Nirgendwo finden wir ein schattiges Plätzchen und so machen wir uns wieder auf den Weg zum Bahnhof. Da unser Kühlschrank nicht mehr viel hergibt, machen wir kurzerhand noch einen Halt bei McDonalds (dort ist das Wasser auch nicht so teuer...).

 

Die Züge zurück zum Auto sind überfüllt und natürlich nicht klimatisiert. Unser letztes Hemd würden wir jetzt für eine kalte Dusche geben! Im Auto ist es auch unerträglich heiß und draussen an der Tanke geht es schon wieder rund. Nobbi öffnet die Dachklappe komplett und wir legen uns total erschöpft ins Bett.

 

Tag 22

Heute sind es 5 Tage, ohne Dusche! Da wir uns von unserem Parkplatz nicht fortbewegen können um die Abwassertanks zu entsorgen, waschen wir uns mit der bewährten Bundeswehr-Aluschüssel. Das eiskalte Wasser holen wir von der Tanke, abgefüllt in leere Plastikflaschen. Wir machen uns frisch und waschen uns gegenseitig die Haare.

 

Um 9:50 Uhr meldet sich Mercedes nochmals. Es ist alles in die Wege geleitet, wenn sich jedoch bis 14 Uhr niemand meldet, sollen wir nochmal anrufen (das macht mir irgendwie wenig Hoffnung für eine heutige Weiterfahrt...).

 

Punkt 14 Uhr ruft Nobbi wieder bei Mercedes an. Die Dame am Telefon kann momentan aber nichts tun, weil die Kollegen in Frankreich noch in der Mittagspause sind (das ist hier so wie im Süden, nur machen die Franzosen trotzdem abends früher Feierabend...). Also gedulden wir uns eben noch ein Weilchen.

 

Der Mechaniker kommt Schlag 16 Uhr. Ich glaube, Nobbi fallen ein Zentner Steine vom Herzen. Er macht sich bei brütender Hitze gleich an die Arbeit, das Wasser läuft ihm in Strömen über das Gesicht. In der Zwischenzeit mache ich unsere „Wohnung“ bereit zur Abfahrt. Um 17 Uhr ist alles erledigt, getestet und fahrbereit. Wir leeren noch schnell unsere Tanks, füllen Wasser auf und dann geht es ab Richtung Heimat. Ein bisschen leid tut es mir ja schon, ich wäre gerne noch ins Eurodisney...

 

Wir fahren auf der Nationalstrasse Richtung Metz durch die Picardie und entlang der „Rue de Champagne“. Die Gegend erinnert uns stark an die Mosel: rundherum Wein-berge und das Tal entlang schlängelt sich die Marne. In Chalon sur Champagne finden wir einen Campingplatz, der vom Preis her eigentlich mit Vollpension sein müsste: 19,50 Euro für eine Übernachtung! Mir ist das heute jedoch egal, es ist bereits 20:45 Uhr und ich möchte die letzte Nacht unserer Jungfernfahrt nicht irgendwo am Strassenrand verbringen.

 

Tag 23

Nach einer herrlich ruhigen Nacht und frisch geduscht machen wir uns auf die letzten Kilometer Richtung Heimat. Wir fahren über Verdun Richtung Luxemburg. In einem kleinen Dorf unterwegs sehen wir eine ältere Frau auf dem geschotterten Bürgersteig liegen. Die Autos vor uns und in der Gegenrichtung fahren vorbei, ohne auch nur den Fuß vom Gaspedal zu nehmen.

 

Nobbi hält sofort an und wir springen aus dem Auto. Die Frau sagt mir, sie wäre gestürzt und kann nicht mehr alleine aufstehen. Sie hat wohl die Post aus dem Briefkasten geholt (in Frankreich sind die Briefkästen für mehrer Häuser zusammen an einem zentralen Ort), denn die Briefe und ihr Hausschlüssel liegen neben ihr. Keiner würde anhalten und ihr helfen, klagt sie zurecht. Wir nehmen sie unter den Armen und stellen sie wieder auf die Beine. Sie blutet ein bisschen am Arm. Ich gebe ihr die Briefe und den Schlüssel und frage nochmal nach, ob sie in Ordnung ist. Ihr ginge es gut, sagt sie und zeigt uns wo sie wohnt. Was sie uns anbieten könne, möchte sie wissen. Gar nichts, antworte ich ihr, das war doch selbstverständlich. Sie bedankt sich mehrmals und ich sage ihr noch, dass wir Deutsche sind...wegen Verdun und so, kann ja nicht schaden...

 

Die weitere Fahrt verläuft ohne weitere Störungen und nach einem kurzen Tankstopp in Luxemburg (1,02 Euro/l) erreichen wir Krickenbach gegen 17 Uhr (natürlich bereits mit einem Kasten Oettinger an Bord...).